Beschreibung
Einleitung / Problemstellung: Die Coivd-19 Pandemie hat die Pflege vor verschiedenste Herausforderungen gestellt. Pflege ist eine Caring Disziplin und somit eine fürsorgende Aufgabe, die auf „in Beziehung treten“ mit Anderen basiert. Die Pflegenden stellen im Alltag dabei häufig die zentralen Partner*innen für die Betroffenen dar. Die Interaktionsfähigkeit ist allerdings durch Schutz- und Isolationsmaßnahmen stark eingeschränkt. Der persönliche Schutz, die Infektionskontrolle und die Sicherstellung der Arbeit stehen somit im Konflikt mit der Pflegearbeit als „Caring Aufgabe“. Der schmale Grat zwischen so viel Kontakt, dass professionelle Pflege stattfinden kann, und so wenig Kontakt, dass zugleich das Ansteckungsrisiko weitestgehend reduziert wird, stellt einen wesentlichen Teil des Pflegealltages in Zeiten der Coronakrise dar (Helmbold & Schäfer, 2020; Halek, Reuther & Schmidt, 2020; Wirth & Hülsken-Giesler, 2020).
Zielsetzung: In der Untersuchung wurde folgender Fragestellung nachgegangen: Welche Auswirkungen hat die veränderte Situation auf die Pflegebeziehung zwischen Pflegenden und SARS-CoV-2 positiven Patient*innen auf Intensivstationen während der SARS-CoV-2 (COVID-19)-Pandemie in Österreich? Da-mit soll der Einfluss der Pandemie auf die tägliche Arbeit der Pflegenden auf Intensivstationen dieser zu verdeutlichen. Hierbei sollen vor allem der Caring Aspekt der Pflegetätigkeit berücksichtigt und somit die Bedeutung der zwischenmenschlichen Interaktion für die Profession Pflege erörtert wer-den.
Methodik: Für die Forschungsarbeit wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Es wurden sieben leitfadenge-stützte Interviews durchgeführt. Die Reihenfolge und Formulierungen der Fragen des Leitfadens wurden in jedem Posterpräsentation Gespräch an die jeweilige Situation angepasst. Sie wurden offen gestellt, um die Interviewpartner*innen zum Erzählen zu motivieren und individuelle Erfahrungen und Wahrnehmungen besser erfassen zu können. Die Interviews wur-den mittels den ersten beiden Schritten des offenen und axialen Kodierens der Grounded Theory analysiert (Strauss & Corbin, 1996; Charmaz, 2014).
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen der Pflegebeziehung zwischen Patient*innen und Pflegen-den in drei Kategorien gefasst werden kann; a) distanzierte Pflege; b) Nähe und Distanz und c) Identität der Pflege. Maßnahmen zur Verringerung der Ausbreitung des Virus bringen Distanz in den Pflegealltag. Die Schutzausrüstung, sowie strukturelle Veränderungen im Arbeitsalltag, fehlende Präsenz und nicht zuletzt physische, psychische und emotionale Belastungen des Pflegenden als aber auch das allein gelassen sein in einer ungewissen Situation führen zu erheblichen Veränderungen in der Pflege, wes-halb diese als Handlung, aber auch als Person diverse Einschränkungen er-fährt – es kommt zu einer distanzierten Pflege.
Trotz dieser Herausforderungen für die tägliche Arbeit, wird versucht, bestmögliche Pflege zu gewährleisten und den Arbeitsalltag zu meistern. Aus diesem Grund bekommen Kommunikation und Information und die Zusammenarbeit mit den Patient*innen einen ganz neuen Stellenwert. Ge-mein-sam werden neue Strategien entwickelt, um der durch die Pandemie bedingten Distanz entgegenwirken zu können, wodurch eine neue Form der Nähe im Stationsalltag und auch in der Patient*innen-Pflege-Beziehung entsteht – doch es bleibt die Nähe bei Distanz.
Dieser Distanz, die sich durch die Herausforderungen in Zeiten der COVID-19-Pandemie ergibt, wird mit entsprechenden Anpassungen entgegengewirkt, so dass eine neue Art der Nähe entsteht. Denn ohne Nähe kann keine gute Pflege stattfinden. Die Pflegenden gehen dafür auch an ihre persönlichen Grenzen, um die Nähe und auch die Identität der Pflege aufrecht zu erhalten.
Diskussion: Die genannten Aspekte verdeutlichen die Bedeutung der Pflege als Caring Disziplin. Während die Beziehung zwischen den Pflegenden und Patient*innen in gewisser Weise eine Einschränkung erfahren hat, hat sie auch fördernden, neuen Aspekten gewonnen.
So wachsen die beiden Akteure zu einem Team zusammen, die Beziehung gestaltet sich, sofern möglich, als gleichwertig. Von beiden Seiten wird Rücksicht auf den jeweiligen Anderen genom-men. Durch das Fehlen der Angehörigen als wichtige Akteure innerhalb der Beziehung, wird diese Rolle ebenfalls auf die Pflegenden übertragen, was für sie häufig mit einem Ehrgefühl und einem gesteigerten Pflichtbewusstsein verbunden ist.
Die Studie zeigt, dass die Pflege ein wichtiger Player ist, Bedürfnisse von Patient*innen in Zeiten der Covid Krise zu befriedigen. Doch darf in diesem gesamten Kontext die Pflegeperson an sich nicht vergessen werden und es muss vor allem dieser Berufsgruppe eine bessere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
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