RIAP am Sana- Klinikum Remscheid

Die Idee zu RIAP (RekrutierenIntegrierenAusländischerPflegekräfte) am Sana-Klinikum Remscheid, entstand aus dem Fachkräftemangel in der Pflege, aber auch aus einer Unzufriedenheit in der Zusammenarbeit mit Agenturen. In der Zusammenarbeit mit den Vermittlungsagenturen war es schwierig, einen direkten, kontinuierlichen Kontakt zu den Pflegekräften im Ausland aufzubauen, oder bei den Rückmeldungen an die Pflegenden fehlten wichtige Informationen. Somit entschied ich mich am Sana- Klinikum Remscheid selbst Pflegekräfte aus dem Ausland zu rekrutieren. Die eigenständige Anwerbung bietet vor allem den Vorteil, den gesamten Prozess von Beginn an überblicken und steuern zu können. Es erfordert aber dadurch auf der anderen Seite einen hohen persönlichen Einsatz, umfasst jedoch nicht nur die Rekrutierung der Pflegefachkräfte aus dem Ausland, sondern auch eine entsprechende nachhaltige und ganzheitliche Integration der Pflegenden. Aus diesem Grund wurde ein schriftliches Konzept zum fairen Anwerben von internationalen Fachkräften niedergeschrieben.

Das faire Anwerben beinhaltet unter anderem, dass nur aus Ländern Personal gewonnen wird, wo kein Fachkräftemangel im Pflegebereich besteht. In den knapp 2,5 Jahren nach der Entstehung von RIAP, haben wir in diesem wichtigen Bereich Erfahrungen gesammelt, sodass bei Bedarf das Konzept angepasst wird. Es werden Workshops für alle Mitarbeitende im Haus sowie regelmäßige Feedbackrunden mit den neuen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland und den Führungskräften angeboten. Über RIAP ist außerdem eine finanzielle Unterstützung gegeben, z. B. für die administrativen Prozesse bei der Anerkennung, wie Übersetzungen und Beglaubigungen, aber auch für die Kostenübernahme der Flugtickets und der Sprachbeschulung etc. Aktuell haben wir 30 Pflegekräfte aus Marokko, Jordanien., Tunesien, Algerien, Dubai, Ägypten, Kosovo unter Vertrag, viele sind bereits hier, zum größten Teil schon anerkannt. Außerdem zusätzlich noch 20 Schüler aus den oben genannten Ländern gewonnen. Die damalige Stellenausschreibung, war primär an Pflegekräfte in Jordanien gerichtet, die nach nur einem Tag wegen der Flut an Bewerbungen wieder gelöscht wurde. Diese Stellenausschreibung taucht auch heute immer mal wieder auf, und viele Bewerber berufen sich aktuell noch darauf.

RIAP hat sich nicht nur im Ausland positiv herumgesprochen, auch viele internationale Pflegekräfte in Deutschland, die frisch anerkannt sind, bewerben sich in unserer Klinik, aber auch einige, die sich woanders nicht wohlfühlen etc. Das Konzept bringt viele Vorteile mit sich, aber man sollte sich auch den Herausforderungen der Eigenrekrutierung bewusst sein.

Ein Vorteil bei der eigenständigen Anwerbung liegt v.a. darin, dass eine direkte und persönliche Verbindung zu den Pflegekräften im Ausland aufgebaut werden kann. Es folgt ein sehr zeitnaher und persönlicher Erstkontakt mit den potenziellen Fachkräften. Ängste und Sorgen werden so angesprochen, sodass zwischen beiden Parteien von Beginn an ein hohes Vertrauensverhältnis und ein Bindungsgefühl an das Unternehmen entsteht. Ganz klar ist, dass dieses Verfahren weniger kostet als die Beauftragung einer Personalagentur.

Eine der wesentlichen Herausforderungen bei der direkten Anwerbung ist, dass sich die Pflegedirektion mit allen anfallenden bürokratischen, kulturellen und sprachlichen Themen auseinandersetzen muss. Hierbei wurde deutlich, dass es starke länderspezifische Unterschiede im Umgang mit den Behörden gibt. Gleiches gilt natürlich auch für die Pflegeausbildung/Studium, die verschiedenen Kulturen etc. Demzufolge bringt die Eigenrekrutierung eine hohe Ressourcenbindung mit sich.

Weiterhin gehört zum Konzept, das alle Pflegekräfte persönlich von ein bis zwei Personen aus dem Team vom Flughafen abgeholt werden. Anschließend werden sie in die WG gefahren. Vorher wurde eingekauft etc. Nach einem Essen, wird auf den nächsten Werktag verwiesen, sodass dann die Kaskade der Einarbeitung/ Integration startet. Von allen Behördengängen, die wir begleiten, bis die ersten gemeinsamen Stationsbesuche, haben wir alle Details ganz ausführlich im Konzept und in Checklisten formuliert. Wir merken, dass die Sprache die größte Herausforderung im Alltag ist. Das Team, Pflegekräfte, Integrationsmanagerin, beschult täglich, für 1,5 Stunden, alle internationalen Pflegekräfte. Der Schwerpunkt ist hier die Klinik-/ Pflegesprache. Gemeinsame Ausflüge, internationale Feste u.v.m., gehören zum Integrationskonzept der Klinik. Aber auch das gemeinsame Suchen einer Wohnung, Suchen von Sport- und Vereinsangeboten, Unterstützung beim Familiennachzug etc., gehört zum Support unserseits dazu.

Wenn die Integration erfolgreich verläuft, ist dies eine Win-win-Situation für alle Parteien: für die Klinik, für die gesamte Belegschaft sowie für die internationalen Fachkräfte. Denn voneinander lernen, wenn verschiedene Kulturen und Religionen aufeinandertreffen, ist für alle im Unternehmen wertvoll und lehrreich. Die hohen administrativen Hürden stellen eine Herausforderung dar.

Unser Anspruch bei der Eigenrekrutierung ist, 24 Stunden für die Kandidaten im Ausland, möglichst auch noch nach der Einreise, erreichbar zu sein. So muss man stets aktiv bei den Kandidatinnen und Kandidaten und den Behörden im In- und Ausland nachhalten. Mittlerweile sprechen mich auch Menschen wegen RIAP außerhalb der deutschen Grenzen an, dass macht mein Team und mich sehr stolz.

 

Bilder: ©Sana-Klinikum Remscheid GmbH

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Autor*in: Jasmin Shmalia
Pflegedirektorin am Sana-Klinikum Remscheid GmbH
Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln

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