kurz gefragt? – klar geantwortet! kompakt | #2 (Teil 2) AT: Diskussion zur Abschaffung von Pflegegrad 1 in Deutschland: Frühwarnsignal für Österreich?

pflegenetz: kurz gefragt? – klar geantwortet! kompakt

 

Kompakt, klar und relevant: Damit Sie die Entwicklungen im Gesundheits- und Pflegesektor stets im Blick behalten.

In dieser Folge steht die Frage im Mittelpunkt, welche Auswirkungen die Diskussion um den möglichen Wegfall von Pflegegrad 1 in Deutschland auf Österreich haben könnte.

Jana Bockholdt hat die Entwicklungen aus österreichischer Sicht analysiert und die zentralen Aspekte kompakt zusammengefasst.

 

Diskussion zur Abschaffung von Pflegegrad 1 in Deutschland: Frühwarnsignal für Österreich❓

Die geplante Abschaffung von Pflegegrad 1 in Deutschland betrifft rund 860.000 Menschen und verdeutlicht den finanziellen Druck im Pflegesystem. Kritiker warnen in Deutschland vor dem Wegfall dieser frühzeitigen Unterstützung, der langfristig höhere Kosten durch höhere Pflegegrade oder Heimunterbringung verursachen könnte.

In Österreich basiert die Pflege auf dem Bundespflegegeld mit sieben Stufen. Mit dem Jahr 2015 galt für die Pflegegeldstufe 1 ein durchschnittlicher Pflegebedarf von 65  Stunden (vorher 60 Stunden) und Pflegegeldstufe 2  von mehr als 95 Stunden (vorher 85 Stunden).

In den Jahren 2016 – 2019 blieb die monatliche Höhe des Pflegegeldes unverändert, jedoch wurde mit 01.01.2018 der Pflegeregress (Rückgriff auf das Vermögen pflegebedürftiger Personen) in Österreich abgeschafft.  Als Folge daraus stiegen die Heimunterbringungen signifikant an und damit auch die Kosten.

Die  letzten  Änderungen erfolgten 2023 mit einer weiteren Novelle des Pflegegeldgesetzes sowie Reformpaketen seit 2022, die mehr als 1 Milliarde Euro an Mehrkosten verursacht haben.

Eine Streichung der Pflegegeldstufe 1 erscheint hier derzeit nicht plausibel. Dennoch könnten künftige Anpassungen bei Stundenkriterien wie im Jahr 2015, die Wiedereinführung des Pflegegeldregresses oder anderer Beitragsleistungen der Pflegebedürftigen denkbar und notwendig sein,  da aufgrund der demographischen Entwicklungen der finanzielle Druck auf Bund, Länder und Gemeinden in den nächsten 10 Jahren massiv steigen wird.

 

Infobox: Fakten im Überblick

  • Deutschland: Pflegegrad 1 betrifft ca. 860.000 Menschen; Abschaffung soll Kosten senken, birgt aber Risiko höherer Folgekosten.
  • Österreich:7 Pflegestufen, in der Pflegegeldstufe 1  ca. 140.000 Menschen im Jahr 2024 (auf die Einwohnerzahl Deutschland hochgerechnet wären das ca. 1,5 Millionen Menschen)
    • Letzte Reformen: 2015 Pflegegeld mit höheren Stunden-Schwellen (Stufe 1: >65 Std./Monat, Stufe 2: >95 Std./Monat),  2018 Abschaffung Pflegeregress, 2022 und 2023  Novelle des Bundespflegegeldgesetzes und drei Pflegereformpakete, darunter Erhöhung der Erschwerniszuschläge bei Demenz
    • Demografie: +30 % mehr über 75-Jährige (2015–2025), Pflegegeldbezieher Erhöhung in dieser Zeit um +7,85 %, (in den Pflegegeldstufen 1 und 2 nur +2,02 %)
    • Trend: Fokus 2018 auf Ausbau statt Kürzung; Anpassungen bei Pflegegeldkriterien, Pflegeregress, höheren Eigenbeitragsleistungen  mittelfristig möglich und wahrscheinlich notwendig.

 

**Ein herzliches Dankeschön an Jana Bockholdt für die kompakte und fachlich fundierte Einordnung dieser komplexen Thematik.**

🎧 Der dazugehörige Podcastbeitrag erscheint in Kürze – bleiben Sie gespannt! 💡

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Jana Bockholdt

Geschäftsführerin der Barmherzigen Schwestern Pflege GmbH und der Courage Gruppe

Leiterin Kompetenzfeld Pflege und Betreuung in der Vinzenz Gruppe

Abschluss Studium Krankenhausmanagement und Master Gesundheitsmanagement

Allgemein beeidete und gerichtlich zertifiziert Sachverständige im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege

Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegeperson

 

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