In der RKH Orthopädische Klinik Markgröningen schlägt ein mutiges Herz: Während anderenorts über den Pflegenotstand geklagt wird, gestaltet man hier den Wandel – von innen heraus, mit den Pflegenden selbst im Zentrum. Statt allein auf neue Nachwuchskräfte zu hoffen, setzt man in Markgröningen auch auf die vorhandenen Potenziale.
Die RKH Orthopädische Klinik Markgröningen (OKM) wurde als erstes Krankenhaus in Baden-Württemberg im Oktober 2024 mit dem Zertifikat „PflegeAttraktiv“ ausgezeichnet und hat damit eine transformative Reise begonnen. Dieses Siegel ist kein reiner Aushang für die Eingangshalle, sondern eine Verpflichtung zu einem dreijährigen Veränderungsprozess. Die Ziele sind ehrgeizig: bessere Arbeitsbedingungen, mehr Mitsprache, nachhaltige Personalentwicklung.
„Es reicht nicht, den Fachkräftemangel zu beklagen. Wir müssen handeln – strukturiert, partizipativ und mit Mut zur Veränderung“, sagt Bernhard Klink, Pflegedirektor der OKM. Und das tut man hier tatsächlich.
Der Weg zur Zertifizierung begann mit einer anonymen Online-Befragung aller Pflegenden als Auftakt zu echter Mitgestaltung. Die Ergebnisse? Deutlich. Die Themen? Vielschichtig: Integration internationaler Fachkräfte, Einarbeitung neuer Kolleg:innen, Führungskultur, Kommunikation, lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle. Auf den Punkt gebracht: Die Pflege weiß, was sie braucht – und bekommt in der OKM die Chance, es umzusetzen.
Der nächste Schritt war ein ganztägiger Kick-off-Workshop: 50 Mitarbeitende aus Pflege, Ärzteschaft und Verwaltung setzten sich zusammen, analysierten die Befragungsergebnisse und entwickelten erste Projektideen. „Erstmals saßen wir unabhängig von Rang und Funktion gleichberechtigt zusammen“, erinnert sich Stationsleitung Sophia Schmid. „Das hat Energie freigesetzt.“
Aus den Workshop-Ergebnissen formten sich interprofessionelle Projektteams. Im Fokus stehen sechs Handlungsfelder: Personalmarketing, Arbeitsbedingungen, Führungshandeln, Gesundheit und Sicherheit, Prävention sowie Personalgewinnungs- und Bindungsmanagement. Jede Maßnahme ist klar terminiert und mit Verantwortlichen besetzt.
In Folge wurden Projektteams gebildet, Fortbildungen organisiert, Projektpläne geschrieben. Die Themen reichen von der Flexibilisierung von Arbeitszeitmodellen bis zu neuen Gesprächsformaten für die Personalentwicklung. Ein Schlüsselprojekt ist das Onboarding: Neue Kolleg:innen durchlaufen fortan ein strukturiertes Einarbeitungskonzept mit Mentoring, Feedback-Gesprächen und fachspezifischen Schulungen. „Wir wissen, dass die ersten drei Monate entscheidend sind“, sagt Projektleiter Marco D'Angelo. Auch an die Pflegekarriere wird gedacht: Mit dem Projekt Pflegekompetenzprofile werden Entwicklungspfade von der Pflegeassistenz bis zur Advanced Practice Nurse gestaltet. Und weil ohne gute Kommunikation nichts läuft, wird auch hier angesetzt: digitale Tools, transparente Abläufe, persönlicher Austausch. Ein Projekt zur Optimierung Kommunikation Markgröningen“ schafft Raum für echten Dialog – zwischen Oberärzt:innen und Auszubildenden, Qualitätsmanager:innen und Pflegefachpersonen.
Das Ziel ist klar: eine neue Kultur im Krankenhaus. Keine Reform von oben, sondern ein gemeinsamer Weg, getragen von Engagement, Respekt und Fachlichkeit. Die Steuerung ist professionell, die Umsetzung mutig, die Beteiligung hoch. „PflegeAttraktiv“ bedeutet hier nicht nur attraktive Bedingungen für Pflegekräfte – es bedeutet auch bessere Versorgung für Patient:innen. Geschäftsführer Olaf Sporys bringt es auf den Punkt: „Wir investieren mit diesem Projekt in die Zukunft der Patientenversorgung – gemeinsam mit unseren Pflegekräften.“
Dass dieser Ansatz funktioniert, zeigen die Reaktionen im Haus. Die Stimmung ist positiv, die Motivation spürbar. Die Projekte werden sichtbar gemacht: mit Plakaten, Kurzfilmen, Newslettern. Die Pflege ist nicht mehr stille Ressource – sie wird zur treibenden Kraft.
Was in Markgröningen gelingt, könnte Schule machen. „PflegeAttraktiv ist ein Prozess, der nicht nur die Pflege, sondern auch das Krankenhaus als Arbeitgeber stärkt“, sagt Sabrina Roßius, Geschäftsführerin der PflegeZert GmbH, die das Zertifikat verleiht. Die OKM zeigt exemplarisch, wie moderne Personalentwicklung im Gesundheitswesen aussehen kann – evidenzbasiert, partizipativ, nachhaltig, innovativ. Nicht als Reaktion auf einen Notstand, sondern als bewusste Strategie. Der Fachkräftemangel bleibt eine Herausforderung. Aber die Antwort darauf kann mehr sein als Stellenanzeigen und Dienstplantricks. Sie kann ein Aufbruch sein – hin zu einer neuen Pflegekultur zum Wohl der Mitarbeitenden und der Patient:innen, die Menschen nicht nur hält, sondern begeistert.
Mit „PflegeAttraktiv“ setzt die Orthopädische Klinik Markgröningen ein starkes Zeichen: Der Wandel beginnt dort, wo diejenigen sind, die tagtäglich versorgen und pflegen.
Quellen:
https://pflege-zertifizierung.de/ https://pflegeattraktiv.de
Fotos: RKH Gesundheit
Bildunterschrift: Mit dem Zertifikat „Pflegeattraktiv“ ist die RKH Orthopädische Klinik Markgröningen (OKM) Vorreiter in Baden-Württemberg
Infobox RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH: Gegründet im Jahr 2005 ist die RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH – kurz RKH Gesundheit - mit über 2.500 Betten mittlerweile der größte Anbieter stationärer Krankenhausleistungen in Baden-Württemberg. Dank ihrer Größe und Innovationskraft bietet sie als virtueller Maximalversorger ein umfassendes medizinisches Leistungsspektrum über die drei Landkreise Ludwigsburg, Enzkreis und Karlsruhe hinweg. Rund 8.000 Mitarbeitende kümmern sich um das Wohl von jährlich fast 100.000 stationären und 280.000 ambulanten Patienten. Der Einsatz modernster Medizintechnik und der Ausbau der Digitalisierung und Telemedizin sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Sie ist auch eine attraktive Arbeitgeberin mit einer großen Akademie, einem bundesweit hochmodernen Simulationszentrum sowie zahlreichen Karrieremodellen. Die Kliniken der RKH Gesundheit sind im Bereich der Medizin akademische Lehrkrankenhäuser der Universität Heidelberg und im Bereich der Pflege Lehrkrankenhäuser für Pflegewissenschaft der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg.
Ausführliche Infos unter www.rkh-gesundheit.de.
Autor*in: Katja Damm, M.A., Leitung Referat Pflegeentwicklung und Pflegewissenschaft, Stabstelle der Geschäftsführung der RKH Gesundheit
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1160 Wien, Österreich
E: office(at)pflegenetz.at
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